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Forschung für die Praxis

Das Thurgauer Institut für Digitale Transformation (TIDIT) verbindet die Kompetenzen der Konstanzer Hochschulen mit der Thurgauer Wirtschaft. Damit neues Wissen für unseren Kanton entsteht.

Die Idee, im Thurgau ein Forschungsinstitut zu etablieren, besteht seit Beginn des Projekts «Digital & Innovation Campus Thurgau» im Jahr 2019. Da Innovationen meist im Umfeld von Hochschulen entstehen, war von Beginn an klar, der Campus braucht eine enge Anbindung an die Konstanzer Hochschulen. Die Universität Konstanz sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaften Konstanz (HTWG) liegen direkt an der Grenze zum Thurgau und bilden zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Thurgau seit vielen Jahren den etablierten Hochschulplatz Kreuzlingen-Konstanz.

Das übergeordnete Thema des Thurgauer Institut für Digitale Transformation (TIDIT) widmet sich einem der relevanten Themen der Zeit. Die digitale Transformation ist ein laufender Veränderungsprozess, der nicht nur Unternehmen und Verwaltungen, sondern die gesamte Gesellschaft beeinflusst. Mit Unterstützung der digitalen Transformation soll der Thurgau als Lebensraum und als Wirtschaftsstandort gestärkt werden.

Grundlagen und Anwendung in Kombination

Sowohl die Universität Konstanz wie auch die HTWG verfügen über ausgewiesene Kompetenzen in den Bereichen Informatik und Informationswissenschaften. Für den Thurgau ist das TIDIT das vierte Hochschulinstitut im Verbund mit den Konstanzer Hochschulen. Allerdings das erste, das von beiden gemeinsam betrieben wird. Akteure, die Entwicklungsbedarf im Kompetenzbereich des Instituts haben, finden dort einen niederschwelligen Zugang zu Expertenwissen.

In der Anfangsphase konzentriert sich die angewandte Forschung auf folgende Themenbereiche: Künstliche Intelligenz / Datenverarbeitung, Datenanalyse und Datenvisualisierung / Datensicherheit, Privacy und Cyber Security / Cyber-Physical Systems / Internet of Things.

 

Chancen und Risiken neuer Technologien

An beiden Hochschulen bestehen zahlreiche Forschungsgruppen, die bereits an verwandten Themen arbeiten. Seit 2022 verfügt die Universität Konstanz über das Forschungszentrum «Human Data Society», dass die Wechselwirkungen zwischen Menschen, Daten und Gesellschaft in der digitalen Transformation interdisziplinär erforscht. Die genannten Technologien bieten der Gesellschaft und den einzelnen Menschen riesige Chancen, konfrontieren sie aber auch mit Risiken. Sichere Anwendungen und vertrauenswürdige Technologien sind Voraussetzungen dafür, dass die digitale Transformation zum Nutzen der Gesellschaft bewältigt werden kann. Im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen bei den Anwender:Innen, aber auch in der Gesellschaft als Ganzes viele Unsicherheiten.

 

Der Mensch steht im Zentrum

Das Alleinstellungsmerkmal des TIDIT ist deshalb sein menschenzentrierter Ansatz. Forschungsprojekte werden nicht rein technologiegetrieben entwickelt, sondern orientieren sich an den Erwartungen und Bedürfnissen der Menschen. So soll vermieden werden, dass technische Entwicklungen an mangelnder Akzeptanz scheitern. Gerade für KMU ist es entscheidend, wie neue Technologien von Mitarbeitenden und Kund:innen angenommen werden. Deshalb verfolgt das TIDIT konsequent einen transdiziplinären, menschenzentrierten Ansatz. Wechselwirkungen und Abhängigkeiten zwischen Informationstechnologie und gesellschaftlichen, rechtlichen sowie sozialen Prozessen werden von Beginn an in die Projekte miteinbezogen.

 

Nutzen für regionale Wirtschaft

Drei Beispiele zeigen, wie die Forschungsgebiete des TIDIT konkret zur Anwendung kommen könnten:

1) Ein Schienenfahrzeughersteller möchte mit einer automatischen Kontrolle erkennen, ob bei bestimmten Bauteilen eine Materialermüdung vorliegt. Grundlage hierfür ist eine automatisierte optische Erkennung von Ermüdungsstellen. Werden solche Stellen erkannt, führt das zu einer Aussortierung der Teile.
2) Ein Maschinenbauer will für eine Maschine Ersatzteile herstellen. Für die fraglichen Komponenten gibt es aber keine CAD-Dateien. Nun soll anhand von 2-D-Fotografien der Komponenten ein 3-D-CAD-Modell erstellt werden.
3) Ein Fotodienstleister plant ein neues Dienstleistungsangebot für seine Kund:innen. Fotobücher sollen automatisiert hergestellt werden, ohne dass die Kunden viel Zeit für Layout und die Fotoauswahl investieren müssen. Eine neue Applikation übernimmt die Bildauswahl, ein passendes Layout und macht Vorschläge für die Beschriftung.

Diese Beispiele zeigen: Ganz unterschiedliche Branchen stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Sie alle betreffen Forschungsfelder wie Computervision, Machine Learning und Computational Statistics.